Artikel von 11/2024
Probleme mit der Hausverwaltung, unverschämte Mieterhöhung oder rechtswidrige Nebenkostenabrechnungen – all das ist in Berlin keine Seltenheit! Doch es geht ein Gespenst um in der Stadt: das Gespenst der Mieterinnenversammlung. In den letzten Monaten hat Die Linke zahlreiche solcher Versammlungen angestoßen oder unterstützt. Was dreisten Vermieterinnen nämlich wirklich Angst macht, sind Mieter*innen, die sich verbünden.
Gemeinsam mit engagierten Genossinnen aus Moabit-Tiergarten haben wir kürzlich eine solche Versammlung initiiert. Die Probleme in dem betroffenen Haus sind groß: grundlose Mieterhöhungen, not wendige Sanierungen, die nicht um gesetzt werden, und etliche (fadenscheinig) befristete Mietverträge, die zum 31.12.2024 auslaufen sollen. Dabei ist völlig unklar, ob die Mieterinnen zu Neujahr wohnungslos werden oder – wie in der Vergangenheit schon oft passiert – neue befristete Mietverträge
ausgestellt werden. Eine unzumutbare Unsicherheit. In dem Haus wohnen über 200 Parteien, die wenigsten kennen sich gut oder wissen überhaupt, dass ihre Probleme kein Einzelfall sind. Das hat sich nun geändert. Die erste Mieter*innenversammlung war mit mindestens 70 Teilnehmenden brechend voll. Das lag sicherlich auch an den vielen Linken aus dem Bezirk, die an den Türen geklingelt und die Leute persönlich zur Versammlung eingeladen haben.
Auf der Veranstaltung kamen die Mieterinnen nicht nur selbst zu Wort, es war auch ein Anwalt da und eine Person, die selbst schon eine erfolgreiche Mieterinitiative gegründet hat. Die rechtliche Beratung wurde rege an genommen und die vielen Fragen beantwortet, die den Bewohnerinnen auf dem Herzen lagen. Die Perspektive einer anderen Mieterinitiative hat zudem Mut gemacht, selbst aktiv zu werden. Nach der Veranstaltung blieben viele Hausbewohner*innen noch, um sich bei einem Getränk besser kennenzulernen. Nummern wurden ausgetauscht, eine Whatsapp-Gruppe gegründet. Im besten Fall war das ein erster Anstoß und die nächsten Versammlungen werden ohne uns geplant. Mit dem Wissen, dass wir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Oft braucht es nur einen kleinen Funken, um ein Feuer zu entfachen. Wir als Linke können dieser Funke sein!
Der Vermieter ist übrigens sofort unruhig geworden, als er von der Versammlung hörte und hat beunruhigte
Rückfragen beim Veranstaltungsort gestellt. Es stimmt wirklich: Wenig bereitet Vermietern so viel Sorge wie eine solidarische, vernetzte Mietergemeinschaft.